Breathwork als Raum für authentisches Sein

In diesem Blogartikel, der Teil meiner Serie "Breathwork für alle Körper und Identitäten" ist, möchte ich mit dir erkunden, wie unser Atem zum Verbündeten werden kann, wenn es darum geht, uns selbst authentisch auszudrücken und zu leben.
Vielleicht ist es dir schonmal aufgefallen: In verschiedenen Situationen und mit unterschiedlichen Personen zeigen wir unterschiedliche Versionen von uns selbst – im Job sind wir häufig anders als mit Freund*innen, in der Familie anders als beim Date. Für queere Menschen kann dieses "Wechseln zwischen Masken" besonders anstrengend sein, wenn gesellschaftliche Erwartungen und das eigene innere Erleben stark voneinander abweichen.
Hier möchte ich daher zeigen, wie Breathwork einen Raum öffnen kann, in dem wir – ohne Bewertung, ohne Anpassungsdruck, ohne Masken – einfach sein dürfen, wer wir sind.
Masken, die wir tragen - und warum wir sie ablegen dürfen
In unserer Gesellschaft bekommen wir früh beigebracht, dass wir uns anpassen müssen. Wir entwickeln unterschiedliche Facetten unserer Persönlichkeit, die wir je nach Kontext zeigen oder verstecken. Diese Anpassungsfähigkeit ist nicht grundsätzlich schlecht – sie kann uns helfen, in unterschiedlichen sozialen Situationen zu navigieren und Beziehungen aufzubauen.
Problematisch wird es erst, wenn wir so sehr in diesen verschiedenen Rollen aufgehen, dass wir den Kontakt zu unserem authentischen Kern verlieren. Wenn das "Funktionieren" in verschiedenen Kontexten so viel Energie kostet, dass wir erschöpft sind. Oder wenn wir das Gefühl haben, nirgendwo wirklich vollständig gesehen zu werden.
Besonders für queere Menschen kann diese Dynamik noch komplexer sein. Das ständige Abwägen, in welchen Räumen man sich vollständig zeigen kann, das "Lesen" von Situationen auf ihre Sicherheit hin, das manchmal notwendige Verstecken von Teilen der eigenen Identität – all das kostet enorm viel Energie.
Gleichzeitig bringt diese Erfahrung auch besondere Ressourcen mit sich: Eine tiefe Fähigkeit zur Reflexion über die eigene Identität, eine Sensibilität für zwischenmenschliche Dynamiken und oft eine einzigartige Kreativität im Umgang mit gesellschaftlichen Erwartungen. Diese Anpassungsleistung kann zu einer besonderen Stärke werden – der Fähigkeit, bewusst zu wählen, wie und wann wir uns zeigen.
Wenn wir lernen, Masken bewusst abzulegen statt sie automatisch zu tragen, setzen wir Lebensenergie frei. Wir müssen weniger Kraft für das "Verstellen" aufwenden und können mehr in unsere eigentlichen Potentiale investieren.
Der Atem als Brücke zum authentischen Selbst
Was hat nun unser Atem mit unserer Authentizität zu tun? Viel mehr, als wir auf den ersten Blick vermuten!
Unser Atem ist eine der direktesten Verbindungen zu unserem innersten Sein. Er reagiert unmittelbar auf unsere Gefühle, unsere Gedanken und die Situationen, in denen wir uns befinden. Gleichzeitig können wir über den Atem aber auch Einfluss auf unseren inneren Zustand nehmen!
Es gibt eine unmittelbare Parallele zwischen der Art, wie wir atmen, und der Art, wie wir uns ausdrücken. Wenn wir unseren Atem zurückhalten, halten wir oft auch Teile von uns zurück. Wenn wir flach atmen, berühren wir oft nur die Oberfläche dessen, was wir eigentlich mitteilen wollen. Und wenn unser Atem stockt, stockt oft auch unser authentischer Selbstausdruck.
Und wenn wir frei und tief atmen (können), fällt es uns auch leichter, uns vollständig auszudrücken und authentisch zu zeigen.
Breathwork als Raum ohne Bewertung
Unser Atem kennt keine gesellschaftlichen Kategorien, keine Bewertungen von "richtig" oder "falsch". Er ist einfach da – so wie du. In einer guten Breathwork-Praxis gibt es keinen "normalen" oder "unnormalen" Körper, keine Erwartungen daran, wie du sein solltest.
In den letzten Jahren durfte ich in meiner Arbeit als Breathwork-Coach immer wieder beobachten, wie Menschen durch die bewusste Verbindung mit ihrem Atem in eine tiefere Verbindung mit sich selbst finden konnten. Wie sie Schicht um Schicht die Masken ablegen konnten, die nicht mehr dienlich waren, und zu dem vordringen, was tief in ihnen lebt und nach Ausdruck verlangt.
Eine nicht-binäre Person, die in meinem 1:1 Breathwork-Coaching war, beschrieb diese Erfahrung so:
"Durch Svenjas behutsame Breathwork-Sessions kann ich meinen Körper und meine Gefühle viel besser wahrnehmen und spüren. Sie hat mir gezeigt, dass all meine Emotionen einfach da sein dürfen – ohne dass sie wegargumentiert, gerechtfertigt oder aufgelöst werden müssen. Sie dürfen sein, genau wie ich."
In dieser Aussage steckt für mich der Kern dessen, was Breathwork im Kontext von Authentizität bedeuten kann: Die Erkenntnis, dass wir sein dürfen, wer wir sind – mit all unseren Facetten, Gefühlen und Eigenheiten.
Radikale Selbstbestimmung in der Atempraxis
In meinen Sessions lege ich großen Wert darauf, dass du selbst bestimmst, in welchem Tempo du vorangehst, wie tief du gehen möchtest, welche Teile deines Selbst du erforschen willst und welche Grenzen du brauchst.
Diese radikale Selbstbestimmung über den eigenen Prozess kann besonders für Menschen, deren Selbstbestimmung oft in Frage gestellt wird, eine kraftvolle Erfahrung sein.
Meine Coachee-Person beschrieb das in deren Feedback wie folgt:
"In Svenjas Sessions habe ich einen sicheren Raum gefunden. Trotz weniger Hintergrundinformationen und komplexer Themen hat sie meine Situation nicht bewertet, sondern angenommen, wie ich sie wahrnehme. Das hat mir ermöglicht, neue Erfahrungen zu machen."
Die Verbindung zwischen Atem, Körper und authentischer Stimme
Unser Atem ist eng mit unserer Stimme und unserem körperlichen Ausdruck verbunden. Wenn wir lernen, voller und freier zu atmen, können wir oft auch lernen, unsere Stimme klarer einzusetzen und uns körperlich authentischer auszudrücken.
Manchmal zeigen sich auch Einschränkungen in unserer Atmung als Hinweise darauf, wo wir uns selbst zurückhalten:
- Eine flache Brustatmung kann darauf hindeuten, dass wir Gefühle "im Zaum halten".
- Ein angehaltener Atem in bestimmten Situationen kann zeigen, wo wir uns nicht trauen, vollständig präsent zu sein.
- Verspannungen im Hals- und Brustbereich können mit einem unterdrücktem Selbstausdruck zusammenhängen.
Dabei ist mir wichtig zu sagen, dass diese „Einschränkungen“, das Zurückhalten unseres authentischen Selbst natürlich auch ein Überlebensmechanismus ist – gerade wenn wir in der Vergangenheit Erfahrungen gemacht haben, dass es nicht sicher wahr, uns ganz natürlich zu zeigen! Gleichzeitig dürfen wir aber eben auch einen Raum finden, in dem wir uns sicher fühlen und authentisch zeigen dürfen.
"Ich kann meine Gefühle nun deutlich besser im Alltag wahrnehmen und verstehen. Vor allem kann ich mich selbst besser regulieren und herausfordernde Momente aushalten, ohne sofort 'funktionieren' zu müssen."
Diese Fähigkeit, sich selbst wahrzunehmen und zu regulieren, ist ein wichtiger Schritt zu mehr Authentizität im Alltag. Sie ermöglicht es uns, bewusster zu entscheiden, wann und wie wir uns anpassen wollen und wann wir für unsere Authentizität einstehen möchten.
Authentischer Atem-Body-Scan für den Alltag
An dieser Stelle mag ich eine praktische Übung mit dir teilen, die du in deinen Alltag integrieren kannst, um die Verbindung zwischen deinem Atem und deiner Authentizität zu stärken.
Folge dafür folgenden Schritten:
1. Finde einen ruhigen Moment und eine bequeme Position. Du kannst sitzen oder liegen, wie es für dich angenehm ist.
2. Beginne in einem gleichmäßigen kohärenten Atemrhythmus zu atmen. Atme etwa fünf Sekunden ein und ebenso lange aus, sodass Ein- und Ausatmung gleich lang sind. (Achtung: Passe die Länge unbedingt an deine Bedürfnisse an! Wenn sich fünf Sekunden zu lang anfühlen, verkürze den Atemrhythmus einfach).
3. Starte einen sanften Body-Scan. Lenke deine Aufmerksamkeit nacheinander auf verschiedene Bereiche deines Körpers, beginnend am Kopf. Beobachte, wie sich jeder Bereich anfühlt, ohne zu bewerten.
4. Achte besonders auf Stellen, die sich "gehalten" oder verspannt anfühlen. Wenn du magst, erkunde hier sanft, was du hier zurückhältst und wie du etwas mehr Raum für dich schaffen kannst. Sei dabei ganz achtsam, sanft und liebevoll mit dir.
5. Lege zum Abschluss der Übung eine Hand auf deinen Herzraum und atme für einige Atemzüge bewusst mit deinem authentischen Selbst.
Du kannst die Übungen jederzeit in deinem Alltag nutzen, auch in Momenten, in denen du spürst, dass du in alte Anpassungsmuster zurückfällst.
Über die individuelle Ebene hinaus: Eine Einladung zum authentischen Sein
Wenn wir als Einzelpersonen lernen, uns authentischer auszudrücken und zu sein, hat das Auswirkungen weit über uns selbst hinaus. Authentische Menschen geben anderen die Erlaubnis, ebenfalls authentischer zu sein. Sie schaffen durch ihr Sein Räume, in denen Vielfalt und Einzigartigkeit willkommen sind. Meiner Meinung nach ist das etwas, das wir in unserer Gesellschaft gerade jetzt besonders brauchen.
Ich träume von einer Welt, in der jede Person die Freiheit und Sicherheit hat, ganz authentisch sie selbst zu sein. Eine Welt, in der wir unsere Unterschiede nicht nur tolerieren, sondern feiern. In der gerade die einzigartigen Perspektiven und Erfahrungen queerer Menschen als wertvolle Bereicherung gesehen werden.
Breathwork-Sessions und Communities können ein Mikrokosmos dieser Vision sein – Orte, an denen wir üben können, wie es ist, vollständig gesehen und angenommen zu werden. Räume, in denen wir alle lernen können, dass die Vielfalt menschlicher Existenz ein Geschenk ist.
In welchen Bereichen deines Lebens fühlst du dich frei, vollständig du selbst zu sein? Und wo spürst du noch den Wunsch, dich authentischer auszudrücken?
Vielleicht bist du nach dem Lesen dieses Artikels neugierig geworden, wie Breathwork dich in deiner Authentizität unterstützen könnte? Dann kannst du dich gerne für ein erstes unverbindliches Kennenlerngespräch bei mir melden. Oder schau bei einer meiner monatlichen Online Gruppen Breathwork Sessions vorbei – diese bieten einen wunderbaren ersten Einblick in die transformative Kraft des bewussten Atmens in einem sicheren, unterstützenden Umfeld.
Letztlich ist dein Atem ein Geschenk, das nur dir gehört. Er kennt keine Masken, keine Kategorien, keine gesellschaftlichen Erwartungen. Er ist einfach da – authentisch, lebendig und frei, genau wie du es sein darfst!
Ich freue mich, dich auf deiner Reise mit dem Atem zu einem authentischeren Sein zu begleiten.
Alles Liebe,
deine Svenja
Begebe dich auf eine
transformative Reise mit mir

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