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Worauf du bei Breathwork-Coaches und Ausbildungen achten solltest

Ein Portrait-Foto von Svenja, mit dem Meer im Hintergrund. Svenja lacht in die Kamera.
Svenja Tasler
6.5.25
16 Minuten Lesezeit
Zwei weiblich gelesene Personen sitzen im Schneidersitz auf einer Yogamatte, die Hände in Mediationshaltung auf den Knien, lächelnd mit Blick auf das Notebook, das vor ihnen auf dem Boden steht.

Breathwork gewinnt in den letzten Jahren weltweit immer mehr an Bekanntheit und Beliebtheit. Mit dieser wachsenden Bekanntheit steigt auch die Anzahl der Angebote – sowohl online als auch offline werden mehr vermeintlich „einzigartige“ Atemtechniken angeboten, die Menschen auf ihrem Weg zu mehr Wohlbefinden und innerer Transformation unterstützen sollen. Dabei bleibt die Qualität der Angebote leider häufig auf der Strecke.

Mit diesem Artikel möchte ich dir einen Wegweiser an die Hand geben, der dich unterstützt, qualitativ hochwertige Breathwork-Angebote zu erkennen – sei es, weil du selbst von der kraftvollen Wirkung des bewussten Atmens profitieren möchtest oder weil du überlegst, dich zum Breathwork-Coach ausbilden zu lassen.

Warum die Auswahl des richtigen Breathwork Coaches so wichtig ist

Wenn du schon einige meiner Artikel gelesen hast, weißt du, dass ich der festen Überzeugung bin, dass Breathwork ein unglaublich kraftvolles Werkzeug ist zur Selbsterforschung und persönlichen Entwicklung. Es kann dir helfen, tiefer mit dir selbst in Kontakt zu kommen, Spannungen zu lösen und neue Perspektiven zu gewinnen. Aber genau diese Kraft macht es auch notwendig, dass die Anleitung in sichere und erfahrene Hände gehört.

Während ich diesen Blogartikel verfasse, bin ich im Kontakt mit einer Trainee aus meiner Breathwork-Ausbildung, die vor kurzem eine erschreckende Erfahrung in einer vor Ort stattfindenden Breathwork-Session gemacht hat:

Die Teilnehmenden wurden von Beginn an nicht richtig über die angeleiteten Techniken aufgeklärt. Es wurde nicht Trauma- und Nervensystem-schonend gearbeitet – im Gegenteil, die Menschen wurden sogar aufgefordert, über ihre Grenzen zu gehen und sich in dissoziative, kathartische Zustände zu atmen. Und der (für mich) absolute Höhepunkt der Unangemessenheit war, dass Berührungen und sogenannte "Energie-Übertragungen" ohne vorherige Ankündigung beziehungsweise Konsens-Abfrage durchgeführt wurden!

Solche übergriffigen, unangemessenen Praktiken sind leider keine Seltenheit und können mehr schaden als helfen. Sie können bestehende Traumata verstärken, neue Ängste auslösen oder zu einem tiefen Vertrauensverlust führen – nicht nur gegenüber dieser spezifischen Erfahrung, sondern gegenüber Breathwork im Allgemeinen.

Kriterien für einen guten Breathwork-Coach

Wie erkennst du also, ob ein Breathwork-Coach vertrauenswürdig ist? An dieser Stelle mag ich einige wichtige Kriterien mit dir teilen, auf die du bei der Auswahl deiner Breathwork-Coaches unbedingt achten solltest.

Eine fundierte Ausbildung: Ein qualifizierter Coach sollte eine umfassende Ausbildung von mindestens zwölf Monaten absolviert haben. Diese Dauer ist wichtig, damit Inhalte nicht nur theoretisch gelernt, sondern auch praktisch angewendet und integriert werden können. Frage gezielt danach, wo und wie lange eine Person ausgebildet wurde und was ihre fachlichen Grundlagen sind.

Ein Trauma-sensibler Ansatz: Ein guter Coach sollte ein grundlegendes Verständnis davon haben, welche Rolle das Nervensystem spielt, wie Trauma im Körper wirkt und wie Atemübungen Trauma-Reaktionen auslösen können. Die Anleitung sollte stets respektvoll sein und die individuellen Grenzen der Teilnehmenden achten (das heißt, niemand sollte dich dazu auffordern, tiefer oder schneller zu atmen, um noch mehr zu erleben!)

Eine eigene Praxis: Jeder Coach sollte selbst eine regelmäßige Breathwork-Praxis haben und eigene tiefgreifende Erfahrungen mit dem Atem gemacht haben. Ohne diese persönliche Verbindung fehlt oft das Verständnis für die vielfältigen Erfahrungen, die während einer Session auftreten können. Außerdem sollten Breathwork-Expert*innen in einem professionellen Raum regelmäßig an Supervisionen teilnehmen, in denen sie ihre Sessions und Erfahrungen mit Klient*innen reflektieren können.

Ein Verständnis ethischer Grundsätze: Achte darauf, ob der Coach klare ethische Grundsätze hat und diese auch kommuniziert (zum Beispiel auf einer separaten Seite auf seiner Webseite). Dazu zählen unter anderem Punkte wie Vertraulichkeit, informierte Zustimmung (vor allem bei Berührungen!), Respekt für Grenzen und eine klare, professionelle Beziehung.

Anerkennung durch professionelle Organisationen: Leider ist es nach wie vor so, dass sich jede Person (auch ohne Ausbildung) „Breathwork Coach“ oder „Breathwork Facilitator“ nennen kann, da dieser Beruf weder im deutschen noch im europäischen Raum reguliert ist. Eine Mitgliedschaft in einer Organisation wie der Global Professional Breathwork Alliance (GPBA), die ethische und qualitative Standards für Breathworker und Breathwork Ausbildungen festlegt, kann ein Indikator für Professionalität sein.

Warnzeichen bei Breathwork-Coaches erkennen

Schließlich mag ich nun auch noch einige deutliche Warnzeichen teilen, die dich aufhorchen lassen sollten, wenn sie dir bei einem Breathwork Coach begegnen. Einige ergeben sich bereits aus den obigen Punkten.

Fehlende Transparenz: Wenn ein Coach nicht offen über seine Ausbildung, seinen Ansatz oder auch mögliche Risiken beim Breathwork spricht, ist Vorsicht geboten. Ein Wochenend- oder Vier-Wochen-Kurs reicht in der Regel nicht aus, um Menschen zu befähigen, ein wirklich tiefes Verständnis über Atemprozesse zu erhalten und transformative Atemreisen zu sicher zu begleiten. Ganz zu Schweigen davon, dass in diesen kurzen Kursen kaum eine eigene Praxis und Erfahrungen im Anleiten gesammelt werden können.

Übertriebene Versprechen: Ich weiß, viele Menschen suchen nach einer schnellen Lösung für ihre Themen und es klingt sooo schön, wenn uns jemand sagt, dass sich unser ganzes Leben mit einer Atemtechnik oder im Rahmen einer Session verändern kann. In der Regel ist das jedoch nicht der Fall! Sei skeptisch bei Coaches, die sofortige Heilung oder dramatische Durchbrüche versprechen. Ja, Breathwork kann kraftvoll sein, aber nachhaltige Veränderung braucht Zeit!

Keine Aufmerksamkeit für Kontraindikationen: Ein verantwortungsvoller Coach wird immer nach gesundheitlichen Einschränkungen und Vorerkrankungen fragen und wissen, welche Atemtechniken unter bestimmten Bedingungen (so genannten Kontraindikationen) nicht geeignet sind. Stattdessen solltest du mögliche Alternativen präsentiert bekommen, die dich sicher durch deine Atemreise begleiten.

"One-Size-Fits-All"-Ansatz: In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, zu verstehen, dass jede Person einzigartig ist und einen individuellen Ansatz braucht. Coaches, die für alle die gleiche Technik in gleicher Intensität anleiten, berücksichtigen diese Individualität nicht ausreichend.

Fehlende Nachsorge: Und schließlich sollte nach intensiven Sessions immer Raum für Integration und Nachbesprechung sein. Coaches, die keine Nachsorge anbieten und nicht darüber aufklären, was für eine langfristige und nachhaltige Integration nötig ist, lassen ihre Klient*innen möglicherweise mit aufgewühlten Emotionen allein.

Worauf du bei einer Breathwork-Ausbildung achten solltest

Vielleicht bist du selbst von der transformativen Kraft des Atems so beeindruckt, dass du überlegst, eine Ausbildung zum Breathwork-Coach zu machen. Das ist wundervoll! Ich bin der festen Überzeugung, dass wir noch viel mehr Menschen brauchen, die die Kraft des Atems raus in die Welt und zu anderen Menschen bringen!

Wenn du dich für den Weg entscheidest, achte bei der Wahl deiner Ausbildung unbedingt auf folgende Aspekte:

  • Akkreditierung und Anerkennung: Eine Ausbildung, die von international anerkannten Organisationen wie der Global Professional Breathwork Alliance akkreditiert ist, bietet in der Regel höhere Qualitätsstandards. (Denn selbst wenn es nicht reguliert ist, wer sich alles (Breathwork)-Coach nennen darf, so gibt es doch Organisationen die Qualitätsstandards festlegen und überprüfen bei Anbieter*innen).
  • Dauer und Umfang: Wie bereits erwähnt, sollte eine fundierte Ausbildung mindestens zwölf Monate dauern. Sei skeptisch gegenüber Wochenend-Workshops, die versprechen, dich zum "zertifizierten Coach" zu machen. In der Regel bekommst du dort nur oberflächliches theoretisches Wissen und wenig Raum, um echte Erfahrungen zu machen.
  • Trauma-informierte Inhalte: Die Ausbildung sollte dir außerdem ein grundlegendes Verständnis vom Nervensystem und Trauma vermitteln und dir helfen, einen sicheren Umgang damit zu entwickeln.
  • Praktische Übungsmöglichkeiten: Achte darauf, dass die Ausbildung ausreichend Raum für praktische Übung und Feedback bietet. Theorie allein reicht nicht aus, um sicher anleiten zu können.
  • Struktur und Methodik: Ein weiterer Aspekt ist mit Sicherheit auch, ob der Lernansatz zu deinen persönlichen Bedürfnissen passt. Es gibt sowohl Online- als auch Offline-Kurse, in denen du die nötigen Erfahrungen sammeln kannst. Für manche Personen ist dazu eine klare Struktur sehr wichtig, andere lernen besser in einem Erfahrungsbasierten Training.
  • Unterstützung nach der Ausbildung: Eine gute Ausbildung bietet meiner Meinung nach auch nach dem Abschluss Möglichkeiten für weitere Unterstützung – sei es durch Supervisions-Möglichkeiten, Fortbildungen oder eine Community von Gleichgesinnten, mit denen du dich auch nach deinem Abschluss weiter austauschen kannst.

Die Bedeutung einer Trauma-sensiblen Ausbildung

Ich habe es in den Punkten oben bereits mit aufgeführt, möchte aber nochmal eine besondere Betonung auf die Bedeutung einer Trauma-sensiblen Ausbildung legen. Warum ist das so wichtig?

Viele Menschen, die zu Breathwork-Sessions kommen, tragen bewusste oder unbewusste Traumata mit sich. Diese können durch die Arbeit mit dem Atem an die Oberfläche kommen. Ohne ein Grundverständnis davon, wie Trauma im Körper wirkt und wie man Menschen sicher durch diese Prozesse begleitet, kann eine gut gemeinte Session mehr schaden als nützen.

Eine wirklich Trauma-sensible Ausbildung vermittelt nicht nur theoretisches Wissen über Trauma, sondern lehrt dich auch, wie du:

  • Sicherheit und Vertrauen für deine Klient*innen aufbaust;
  • Anzeichen von Dissoziation oder Überwältigung bei den Atmenden erkennst;
  • Menschen unterstützt, die starke emotionale Reaktionen erleben;
  • aus einem kathartischen "Mehr ist besser"-Denken aussteigst und stattdessen auf nachhaltige Integration setzt.

Gerade wenn wir mit dem Atem arbeiten, der so Teil unsers Nervensystems ist (wo Trauma hufig gespeichert ist), ist dieser Trauma-sensible Ansatz nicht optional, sondern essentiell.

Gesellschaftliche Verantwortung in der Breathwork-Praxis

Ein Aspekt, der mir persönlich sehr am Herzen liegt, ist die gesellschaftliche Dimension von Breathwork. Breathwork ist nicht nur ein Werkzeug für individuelle Heilung, sondern steht auch in einem breiteren gesellschaftlichen Kontext.

Als Breathwork-Coach hast du die Verantwortung, über Inklusion und Zugänglichkeit nachzudenken. Wer hat Zugang zu deinen Angeboten? Welche Barrieren (finanziell, sprachlich, kulturell) könnten bestehen?

Zudem ist es wichtig, eine kulturelle Sensibilität zu entwickeln, besonders wenn du mit Atemtechniken arbeitest, die ihre Wurzeln in indigenen oder anderen Kulturen haben. Die Geschichte der kulturellen Aneignung im Wellness-Bereich ist lang, und als verantwortungsvolle Coach*innen sollten wir uns damit auseinandersetzen.

Nachhaltigkeit in der Breathwork-Praxis

Nachhaltigkeit in der Breathwork-Praxis bedeutet für mich, einen langfristigen Ansatz zu verfolgen statt auf schnelle "Heilungsversprechen" zu setzen. Es geht für mich darum, eine unterstützende Community aufzubauen und kontinuierliches Lernen und Weiterentwicklung als Teil unseres Weges zu sehen.

Eine nachhaltige Praxis erkennt an, dass tiefe Transformation Zeit braucht und dass intensive kathartische Erfahrungen oft nicht so nachhaltig sind wie eine sanftere, aber regelmäßigere Praxis. Als Coach bedeutet Nachhaltigkeit auch, die eigene Praxis stetig zu vertiefen und sich weiterzubilden – unser Lernprozess endet nie.

Ein Blick auf meine 12-monatige Online-Ausbildung zum Breathwork- & Atem-Coach

An dieser Stelle möchte ich dir noch meine eigene Breathwork-Ausbildung vorstellen, die ich für Menschen anbiete, die Breathwork auf tiefgehende, verantwortungsvolle Weise in die Welt bringen möchten.

Meine 12-monatige Ausbildung zum Breathwork- & Atem-Coach ist Trauma-sensibel und gesellschaftsbewusst gestaltet. Sie ist durch die Global Professional Breathwork Alliance anerkannt und bietet neben fundierten theoretischen Grundlagen viel Raum für praktische Erfahrung und persönliches Wachstum.

Was meine Ausbildung besonders auszeichnet, ist der ganzheitliche Ansatz, der nicht nur verschiedene Atemtechniken und ihre Anwendung umfasst, sondern auch ein tiefes Verständnis des Nervensystems, Trauma-Wissen und ein Bewusstsein für gesellschaftliche Zusammenhänge vermittelt. Zudem lege ich einen großen Wert auf eine unterstützende Community, in der gemeinsames Lernen und Wachsen möglich ist.

Wenn du mehr über meine Ausbildung erfahren möchtest, schau dir die ausführlichen Informationen auf meiner Webseite an und lade dir die aktuelle Kursübersicht herunter.

Die Ausbildung startet aktuell zweimal im Jahr (im Frühling und Herbst). Ich lade dich ein, dich bei Fragen zur Ausbildung jederzeit bei mir zu melden. Ich nehme mir gerne Zeit, um deine Fragen zu beantworten und herauszufinden, ob mein Angebot zu dir und deinen Zielen passt.

Ein paar abschließende Gedanken

Ob du nun auf der Suche nach einem qualifizierten Breathwork-Coach für deine eigene Reise bist oder selbst den Weg in die Anleitung gehen möchtest – die bewusste, informierte Auseinandersetzung mit Qualitätskriterien ist ein wichtiger erster Schritt.

Ich möchte dich noch einmal ermutigen, eigenverantwortlich und kritisch zu prüfen, mit wem und wie du diese kraftvolle Praxis erlebst oder weitergibst. Breathwork hat das Potential, tiefgreifende positive Veränderungen zu bewirken – wenn es in einem sicheren, respektvollen und qualifizierten Rahmen stattfindet.

Ich freue mich darauf, weiterhin zu einer Welt beizutragen, in der Breathwork auf ethische, Trauma-sensible und transformative Weise praktiziert wird – und vielleicht bist du Teil dieser Bewegung, sei es als achtsame*r Teilnehmer*in oder als zukünftige*r Coach.

Hast du Fragen oder Erfahrungen zur Breathwork-Ausbildung und ihren Qualitätskriterien? Ich freue mich über deinen Kommentar und den gemeinsamen Austausch!

Alles Liebe,

deine Svenja

Ein Portrait-Foto von Svenja, mit dem Meer im Hintergrund. Svenja lacht in die Kamera.
Svenja Tasler
6.5.25
16 Minuten Lesezeit